Braucht Ihr Unternehmen Feel-Good-Manager?
Mitarbeiter sind nicht nur Ressourcen sondern insbesondere Menschen – Menschen mit Sorgen und Problemen, die vor allem in Krisenzeiten (aber auch unter normalen Bedingungen) das Arbeitsklima belasten können. Eine gute Arbeitsatmosphäre ist aber wichtig für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Um Top-Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen, kommen in immer mehr Unternehmen sogenannte "Feel-Good-Manager" zum Einsatz. Was sich hinter dieser Position verbirgt und ob Ihr Unternehmen einen Happiness-Garanten benötigt, erfahren Sie bei liv.biz.

Feel-Good-Manager sorgen in Unternehmen für ein besseres Arbeitsklima und steigern dadurch die Produktivität der Arbeitenden. Foto: Count Chris – unsplash.com
Wie ist die Stimmung in Ihrem Unternehmen? Herrscht ab und zu dicke Luft oder sind alle Arbeitenden happy? Während in der Nonfood-Branche Digitalisierung und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Prioritäten-Liste von Unternehmen stehen, ist das Arbeitsklima vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern deutlich wichtiger als das Nutzen neuer Technologien. Das ergab zumindest eine Studie von Randstad Deutschland von 2021 zum Thema „New Work“.
63 Prozent der 4000 Befragten ist demnach eine angenehme Arbeitsatmosphäre bei der Arbeitgeberwahl wichtig, 54 Prozent achten auf eine gute Work-Life-Balance und 43 Prozent ist die Möglichkeit zum Homeoffice wichtig. Für nur 29 Prozent ist die Nutzung neuer Technologien von Bedeutung. Und dieses Bedürfnis sollten Entscheider beachten. Denn: Nur wer glücklich ist, kann gut arbeiten und bleibt dem Unternehmen langfristig erhalten. Insbesondere für die jüngeren Generationen nimmt die Bedeutung von „Glück“ innerhalb der Arbeitswelt immer weiter zu. Menschen wollen nicht mehr einfach nur arbeiten, um Geld zu verdienen. Man will sich mit der Tätigkeit wohlfühlen, der man den Großteil seiner Lebenszeit widmet.
Feel-Good-Manager sorgen für gutes Arbeitsklima
Das sagt auch die Fachberaterin des Bildungszentrums der Industrie- und Handelskammer Potsdam Sara Wenzel: „Die zunehmende Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt 4.0 stellt neue Anforderungen an Unternehmen, Fachkräfte – nicht zuletzt der Generation Y/Z – zu gewinnen“. Um durch gutes Arbeitsklima bei aktuellen und zukünftigen Arbeitskräften punkten zu können, setzen Unternehmen zunehmend auf sogenannte „Feel-Good-Manager“ – die Schreibweisen können hier unterschiedlich sein, mitunter werden diese Positionen auch als „Happiness-Manager“ bezeichnet. Der Feel-Good-Manager soll laut dem Institut für Managementberatung (IFM) das Wohlbefinden der Mitarbeiter verbessern und dadurch Motivation sowie Leistung steigern. Sie gestalten und bewahren die Unternehmenskultur, Reputation und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens sollen so verbessert werden.
Die Aufgaben des Feel-Good-Managers im Detail: unter anderem sollen Mitarbeiterwünsche in Form von Gesprächen in Erfahrung gebracht werden, Teams sollen mithilfe von Team-Building-Maßnahmen gestärkt werden, die Work-Life-Balance soll innerhalb des Unternehmens gefördert werden und auch das Konfliktmanagement gehört in den Verantwortungsbereich eines Feel-Good-Managers. Es gilt hier insbesondere gemeinsame Wünsche zu finden, denn natürlich hat jeder Mensch eine sehr individuelle Vorstellung von Glück – auch in der Arbeitswelt.
Es kommt auf die passenden Feel-Good-Management-Maßnahmen an
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, muss der Feel-Good-Manager laut Wenzel vor allem eines können: zuhören. „Er oder sie hört zu, beobachtet Menschen und Prozesse, redet mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und wickelt Gruppenprozesse mit ihnen ab. Er unterhält sich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und stellt Fragen: viele Fragen. Er hört wertfrei und achtsam zu und notiert die Antworten. So erhält er Aussagen über die derzeitige Mitarbeitermotivation beziehungsweise Mitarbeiterzufriedenheit und bekommt einen ersten Überblick, was sich das Team wünscht beziehungsweise welche Verbesserungsideen es seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt.“
Für das jeweilige Unternehmen müssen individuelle Lösungen gefunden werden. Denn: „Nicht jedes Instrument ist gewünscht und führt zum Erfolg. Das Angebot einer geförderten Fitnessmitgliedschaft, der Obstkorb, gemeinsame Koch- und Teamrunden tragen nicht zu einem höheren Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei, wenn diese nicht auch gewünscht sind. Hier gilt es also genau auf die entsprechenden Bedürfnisse der Belegschaft zu reagieren und natürlich mit der Leitung eine gemeinsame Einigung zu finden“, sagt Wenzel.
So werden Mitarbeiter Feel-Good-Manager
Eigenständige Feel-Good-Manager-Positionen sind meistens in größeren Unternehmen zu finden, in kleineren Bertrieben kommen dem Feel-Good-Manager parallel noch andere Aufgaben zu. „Es fehlt oft noch an Engagement, um eine Planstelle für das Feel-Good-Management zu bieten. Unternehmen, wo Kultur gelebt und der Wandel in eine neue Arbeitswelt 4.0 verstanden wird, sind eher bereit sich dem Thema zu stellen – in aller Konsequenz“, sagt Wenzel. Angesiedelt ist die Position im Personalmanagement, genauer in der Personalentwicklung. Das Feel-Good-Management ist als Brücke zwischen Chefriege und Mitarbeitern zu sehen. Weiterhin gibt es Verbindungen zum Gesundheitsdienst- und Veranstaltungsmanagement.
Die Bezeichnung „Feel-Good-Manager“ ist kein geschützter Begriff. Derzeit kann man keinen Berufsabschluss als „Feel-Good-Manager“ im Rahmen der dualen Berufsausbildung beziehungsweise der Höheren Beruflichen Bildung mit Abschluss einer öffentlich-rechtlichen Prüfung nach Berufsbildungsgesetz erlangen. Es gibt allerdings Lehrgänge zu diesem Berufsfeld – für einen solchen übernimmt Wenzel die Organisation an der IHK Potsdam. Den Lehrgang gibt es seit März 2019, jährlich werden drei Lehrgänge mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 12 Personen angeboten. Der nächste findet vom 26. September 2022 bis 24. Februar 2023 in Vollzeit statt. Hier werden in fünf Modulen unter anderem Inhalte aus Kommunikation, Beschwerdemanagement, Konflikt- und Stressmanagement vermittelt. Zur Zielgruppe zählen Fach- und Führungskräfte insbesondere aus den Sparten Personal, Assistenz und dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Am Ende steht eine Projektarbeit mit Präsentation und mündlichem Fachgespräch. Beim erfolgreichen Bestehen erhält man ein IHK-Zertifikat. Die Kosten liegen bei 2080 Euro pro Teilnehmer.
Außerdem gibt es eine Weiterbildungsmöglichkeit mit IFM-Diplom am Institut für Managementberatung in Berlin und Potsdam. Die Weiterbildung dauert insgesamt sechs Monate und findet in Präsenz statt. Zur Zielgruppe gehören hier Facharbeiter und Akademiker. In diesem Kurs wird Wissen über die verschiedenen Aufgaben-Bereiche eines Feel-Good-Managers vermittelt – dazu zählen auch hier neben dem Feel-Good-Management Konfliktmanagement, Change Management und betriebliches Gesundheitsmanagement. Aktuell werden dort aber keine Termine angeboten.
Insgesamt ist der verstärkte Einsatz von Feel-Good-Managern ein gutes Zeichen. Es scheint sich eine Sensibilität für das Wohlergehen der Arbeitnehmer zu entwickeln. Und dieses kommt wiederum den Unternehmen selbst zugute, denn die Produktivität der Mitarbeiter wird dadurch gesteigert. Und auch das ist eben Nachhaltigkeit, wodurch der Einsatz von Feel-Good-Managern absolut dem Trend entspricht.