Das Zuhause der Zukunft

Die Einführung eines neuen, offenen Konnektivitätsstandards könnte dazu führen, dass man Smart-Home-Gadgets künftig nicht mehr anhand der Netzwerkkompatibilität auswählen muss.

15.03.2022 Lisa Müller 0 Kommentare 3 Likes
So steuert man sein Smarthome-System — mit dem Smartphone!

So steuert man sein Smarthome-System — mit dem Smartphone! Foto: Sebastian Scholz – unsplash.com

Komfort, Sicherheit, Energieeffizienz, die Zukunft – der Begriff „Smarthome“ fasst diese Faktoren zusammen und verspricht Großes. Nach dem Klingeln des Weckers wird die Morgenbeleuchtung in Küche und Bad per Sprachbefehl eingeschaltet, der Wasserkocher geht an und das Radio beginnt zu spielen. Sensoren an den Fenstern erkennen, wann die Heiztemperatur verbrauchseffizient angepasst werden muss, während Feuchtigkeitsmesser vor Wasserschäden schützen. Nicht zu vergessen das Smart Lock, das uns die Tür öffnet, wenn wir mit Einkäufen beladen nach Hause kommen.

Deutschland verschmäht Smarthomes

In den USA längst Teil des alltäglichen Lebens vieler Menschen, finden smarte Geräte in deutsche Haushalte nur langsam Einzug. Wer vor der technischen Komplexität und der Unübersichtlichkeit des Marktes zurückschreckt, weiß um die Einschränkungen der Interkonnektivität von Geräten. Jedes davon operiert über einen bestimmten Funkstandard. Diese können zwar durch eine sogenannte Bridge mit dem WLAN kommunizieren, aber die Vielzahl an Standards zwingt den Konsumenten, sich festzulegen.

Die Apps der einzelnen Hersteller lassen oft an Usability und Komfort zu wünschen übrig, durchgesetzt haben sich bisher Geräte, die mit Apples HomeKit, Googles Home App oder Amazons Alexa App funktionieren, die Kompatibilität mit tausenden Geräten garantieren. Die Qual der Wahl scheint jedoch bald ein Ende zu haben.

Das Zuhause digital steuern – mit Smarthome wird's möglich.

Das Zuhause digital steuern – mit Smarthome wird’s möglich. Foto: geralt – pixabay.com

Ist „Matter“ die Lösung?

Mit dem erklärten Ziel, eine einheitliche, IP-basierte Verbindungsmöglichkeit von Geräten verschiedenster Hersteller zu schaffen, haben sich nun neben Amazon, Apple und Google auch Hunderte anderer Firmen zu einem Konsortium namens „Connectivity Standards Alliance“ zusammengeschlossen.

Das Ergebnis dieser Kooperation heißt „Matter“. „Matter“ ist ein universelles Fundament für die Interoperabilität aller Geräte, die es unterstützen. Sein Versprechen umfasst sowohl für Hersteller als auch für Verbraucher wichtige Punkte. So sollen alle bereits gekauften Geräte per Software- oder Bridgeupdate in das neue Netzwerk integrierbar und somit weiter benutzbar sein. Apple hat die Unterstützung von Matter bereits in iOS 15 integriert und Amazons Alexa und Echo können sich ebenfalls auf Matter einstellen.

Neue Geräte lassen sich dann uneingeschränkt in bestehende Netzwerke einbinden und sind von mehreren Systemen gleichzeitig bedienbar. Hier macht es dann zum Beispiel keinen Unterschied mehr, auf welchem Betriebssystem das Smartphone läuft. Die Smarthome-Umgebung kann Befehle von allen verbundenen Steuerungsgeräten annehmen.

Vorteile für Hersteller

Für Hersteller ergibt sich indes ebenfalls ein immenser Vorteil: Sie müssten ihre Geräte auf nur noch einen Verbindungsstandard konfigurieren. Sind derzeit mehrere Kompatibilitätsversprechen mit Alexa, HomeKit und Co. je Gerät gegeben, steckt hinter jedem davon Programmierungsaufwand, den manch ein Hersteller kaum leisten kann. Die Reduktion auf einen universellen Standard öffnet den Weg für Kapital in F & E statt Programmierung.

Der Zusammenschluss von Firmen aus verschiedenen Ländern und Branchen erweckt zudem Hoffnungen auf größere Flexibilität. Wünschenswert wäre, dass Geräte wie Mähroboter, die sich bisher nicht immer nahtlos ins Home-Netzwerk einbinden ließen, nun vermehrt Beachtung finden. Aber auch länderspezifische (Neu-)Bau-Charakteristika könnten bei der Usability besser berücksichtigt werden, was die Einrichtung des eigenen Smarthomes einfacher gestalten würde.

Allein oder gemeinsam?

Skepsis kann die Frage erwecken, warum sich nun die drei größten Player Apple, Google und Amazon für einen gemeinsamen Verbindungsstandard entscheiden – vor allem, weil alle drei das Thema Datenschutz sehr unterschiedlich behandeln. Für Apples bisher sehr begrenzte Auswahl an Smarthome Devices könnte sich durch „Matter“ jedoch eine große Chance auf die Erschließung großer Marktsegmente ergeben. Möglicherweise setzt sich hier aber auch das Prinzip einer allseits gewinnbringenden Zusammenarbeit gegen den Traum des erfolgreichen Einzelkämpfers durch.

All dies bleibt noch abzuwarten. Doch die Aussicht auf den einheitlichen Funkstandard und eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Gadgets, die unkompliziert miteinander verbunden werden können, lässt die Vision des individualisierten Smarthomes in greifbare Nähe rücken!

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