Kassenbon goes digital
Wer kennt es nicht: Im Portemonnaie sieht man vor lauter Kassenbons das Bargeld nicht mehr. Wenn es wieder ans Ausmisten geht, klingelt es wieder im Hinterkopf: Gibt es nicht bereits digitale Optionen für den Papierbeleg? Die gibt es, liv.biz zeigt Ihnen welche.

Zahlbeleg ohne Papier? Das geht – zum Beispiel per Mail, App oder QR-Code. Foto: Clay Banks – unsplash.com
Ganz im Zeichen des Klimawandels ist unlängst auch der Kassenzettel in den Fokus der Umweltschützer gerückt. Dass die sonst so auf Nachhaltigkeit bedachte deutsche Gesetzgebung Anfang 2020 eine Belegausgabeverpflichtung erlassen hat, mutete zunächst widersinnig an. Doch wenige Monate später wurde klargestellt, dass diese auch in digitaler Form erfüllt werden könne. An sich eine Erleichterung für kleine Läden wie Bäckereien, in denen der Aufwand des Bondrucks zuvor nicht nötig war.
Die Umsetzung ist schwierig
Nummer 6.6 des AEAO zu § 146a besagt, die elektronische Belegausgabe müsse in einem standardisierten Datenformat erfolgen, das der Kunde mit einer kostenfreien Standardsoftware öffnen müsse. Bei diesen Formaten könne es sich um JPG, PNG, PDF oder aber um einen QR-Code handeln, der an der Kasse angezeigt werde. Weiterhin könne die Übermittlung jedoch auch als Link, per NFC oder per E-Mail erfolgen. Sofern ein Kundenkonto bestehe, könne der Beleg auch dort einsehbar gemacht werden.
Die ungenauen Anforderungen lassen jedem Händler Wahlmöglichkeiten, in welcher Form er den digitalen Kassenbon anbietet. Im Fokus muss hier der Komfort für den Kunden stehen. Nach dem Bepacken der Einkaufstasche und dem Bezahlen noch einen QR-Code abzuscannen, stellt sich gerade bei größeren Einkäufen schwierig dar.
Könnte die Mail die bessere Alternative sein?
Hier ergibt sich die Herausforderung, dass die Zustimmung des Kunden eingeholt werden muss. Jeden Kunden nach seiner Einwilligung und seiner Mailadresse zu fragen, würde den Kassiervorgang ebenfalls unnötig verkomplizieren. Einfacher ist es für Unternehmen, die von vornherein nur Onlinedienste anbieten. Um beispielsweise Lebensmittel beim niederländischen Anbieter Picnic erwerben zu können, muss der Kunde die App herunterladen. Er tätigt nicht nur seinen Einkauf darüber, sondern erhält auch hier den Kassenbon unmittelbar nach Lieferung.
Wann setzt sich der digitale Kassenbon durch?
Zu erwarten ist, dass mittlere und kleine Händler erst nach dem Vorstoß der großen Player nachziehen werden. Aldi, Lidl und REWE bieten bereits eigene Apps an, in der der Kunde seinen Beleg erhalten kann. Auch Edeka kündigte bereits im vergangenen Jahr an, den Kassenbon per QR-Code zur Verfügung zu stellen und rollt diesen in immer mehr Märkten aus. Die Entwicklungs- und Hardwarekosten werden aber kaum für kleinere Unternehmen zu stemmen sein.
Die Lösungen der Softwarebranche, den Service der Bereitstellung digitaler Kassenbons anzubieten, sind jedoch vielversprechend. Mit MyVectron, eBon oder Greenbill existieren bereits einige interessante Ansätze, die allerdings auf die QR-Code-Variante setzen.
Der Anbieter refive wirbt indes damit, dass 76 Prozent aller Kunden den digitalen Kassenbon bevorzugen würden, allerdings ohne Angabe der zugrundeliegenden Daten. Datenschützer dürften den digitalen Beleg durchaus kritisch sehen. Das Unternehmen Warrify wirbt ebenso für die nachhaltigere Alternative, verspricht gleichzeitig jedoch auch, die Kaufdaten nutzbar machen zu können und persönliche Einkaufserlebnisse zu bieten.
Ohne eine zentrale App jedoch wird es hier wieder kompliziert für den Kunden. Der vielgelobte Benefit der lückenlosen Belegauflistung auf einen Blick gerät damit ins Wanken. Und ob der Kunde sich über noch mehr Werbung auf dem Smartphone freut, das wird die Zukunft des digitalen Bons noch zeigen müssen.
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