Deutsche kaufen nicht ein, Deutsche sparen!
Deutsche sind auf Sparkurs – und zwar so stark wie seit elf Jahren nicht mehr. Das Konsumklima setzt damit seine steile Talfahrt fort, diese und weitere Ergebnisse der aktuellen GfK-Konsumklimastudie gibt's bei liv.biz.

Steigende Preise und Inflation zwingen Deutsche zum Sparen. Foto: QuinceCreative – pixabay.com
Klammert man die aktuell sehr hohe Sparneigung der Deutschen aus, ist zumindest keine Verschlechterung der Verbrauchstimmung in Deutschland erkennbar. Die Einkommensaussichten legen nach einem Rekordtief im Juli wieder minimal zu (um 0,4 Punkte auf -45,3 Zähler), die Konjunkturerwartung stabilisiert sich, auch hier ist ein leichter Zuwachs um 0,6 auf -17,6 Punkte erkennbar. Und auch die Anschaffungsneigung nimmt nur um 1,2 Punkte auf -15,7 im Vergleich zum Vormonat ab.
Konsumklima setzt Talfahrt fort
Alles halb so schlimm könnte man nun sagen, wenn eben nicht der sprunghafte Anstieg der Sparneigung wäre. Um 17,6 Punkte steigt der Indikator im August und landet damit bei einem Wert von 3,5 – der höchste Wert seit 2011. Vor elf Jahren lag der Sparindikator bei 7,1 Punkten. „Der sprunghafte Anstieg der Sparneigung in diesem Monat lässt das Konsumklima seine steile Talfahrt fortsetzen. Es erreicht zum wiederholten Male ein neues Rekordtief“, sagt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Die Furcht vor deutlich höheren Energiekosten in den kommenden Monaten zwingt viele Haushalte zur Vorsorge und dazu, Geld für zukünftige Energierechnungen auf die Seite zu legen. Dies belastet das Konsumklima weiter, da im Gegenzug weniger finanzielle Mittel für den übrigen Konsum zur Verfügung stehen“.
Obendrauf verzeichnet die aktuelle GfK-Konsumklimastudie ein weiterhin hohes Niveau bei der erwarteten Rezessionsgefahr. Auch hier ist sowohl die Energieversorgung als solche als auch deren Preis ein entscheidender Faktor. Unternehmen befürchten auch aufgrund derzeitiger Lieferengpässe und Probleme in den Lieferketten Produktionseinschränkungen.
Konsumklima bleibt schlecht
Und wie so oft in den vergangenen Monaten ist auch in nächster Zeit keine Besserung in Sicht. Denn: Herbst und Winter stehen vor der Tür – und damit auch die Heizperiode. Ein knappes Angebot an Brennstoffen kann dann zu einem Anstieg der Preise und der Heizkostenabrechnungen führen, ein zusätzlicher Push für die Sparneigung und ein weiterer Dämpfer für das Konsumklima sind damit absehbar. Steigende Inflationsraten verstärken die negativen Auswirkungen. Die GfK prophezeit für September 2022 -36,5 Punkte und damit 5,6 Punkte weniger als im August 2021 für das Konsumklima.
Eine Erholung der Situation ist nur möglich, wenn die Inflation bekämpft wird und Schritte zu einer Lösung des Ukraine-Krieges gefunden werden. Für ersteres ist laut GfK die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer weniger expansiven Geldpolitik gefordert. Passiert dies nicht, sehen sich deutsche Konsumenten aufgrund steigender Preise für Energie und Lebensmittel weiterhin zum Sparen gezwungen – denn mitunter können sie schlichtweg nicht mehr für andere Anschaffungen ausgeben. Wenn überhaupt Geld zum Sparen vorhanden ist, wird es zurückgelegt, um zukünftige Abrechnungen bezahlen zu können.
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