Deutschlands neue Kleider
Hannah Fenger ist 30, hat ein eigenes Modelabel plus Laden in Moers und produziert in Deutschland. Warum ihr „Made in Germany“ besonders am Herzen liegt und wieso sie sich als Kleid beschreiben würde, hat sie liv.biz verraten.

Hannah Fenger mit ihrem Vater Dr. Markus Fenger. FOTO: Agentur Berns
Mode spiegelt auf eine gewisse Art und Weise die Persönlichkeit eines Menschen wider, davon ist Hannah Fenger überzeugt. Und wäre die 30-jährige Designerin eines ihrer entworfenen Stücke, dann würde sie ihr Leben als Kleid in vollen Zügen genießen. Denn ein Kleid verkörpert für Hannah Leichtigkeit: „Immer wenn ich eins trage, fühle ich mich so leicht, so unbeschwert.”

„Die InStyle war meine Bibel“
Als Kind mochte Hannah keine Kleider, Hosen fand sie viel schöner. Genau dann, mit etwa zehn Jahren, entdeckte sie ihre Begeisterung für Mode. „Die InStyle war meine Bibel“, sagt die leidenschaftliche Fechterin lachend. Dieses Hobby ermöglichte ihr Fashion-Hotspots wie Frankreich und Italien zu bereisen. „Die Sportler aus anderen Ländern hatten einfach einen ganz anderen Style als wir“, sagt Hannah. Heute seien die Modewelten nicht mehr so unterschiedlich: „Durch Instagram und Co. sehen wir irgendwie alle gleich aus, weil wir alle das Gleiche sehen.“
Und auch der Blick hinter die Kulissen, ließ die heutige Modewelt noch ein bisschen weniger strahlen. „Die Arbeitsbedingungen sind nicht so, wie ich sie mir vorstelle. Wer in der Mode arbeitet, fragt sich unweigerlich: Ist das überhaupt nachhaltig?“ Doch für Hannah ist klar: Mode wird es immer geben und man wird sich immer kleiden wollen. Aber etwas anders machen, kann man trotzdem.
Das ist „Made in Germany“
So hat sich Hannah für eine vollständige Produktion in Deutschland entschieden, „Made in Germany“ eben. Die verwendeten Stoffe sollen nachhaltig sein, sie sind beispielsweise aus Bio-Baumwolle oder ein sogenannter Überhang – also Stoffe, die nicht mehr gebraucht werden. Als es während ihres Studiums 2014 um die Gründung ihres Labels „Anfenger“ ging, konnte sie nicht auf Erfahrungswerte von Familie und Freunde zurückgreifen. Stattdessen nutzte sie ganz klassisch das Allerheilmittel der digitalen Welt: Google. „Ich war begeistert, als ich herausfand, dass es das Handwerk in Deutschland überhaupt noch gibt. Weil man immer denkt, es müsse in der Türkei, in China gefertigt werden.“ Vor acht Jahren sei nur wenig komplett in Deutschland produziert worden. Das sei heute anders, aber immer noch nicht optimal. Hannah hofft, dass in Zukunft vor allem die „Big Player“ eine Vorbildfunktion einnehmen: „Die haben einen großen Spielraum, mehr Budgets und können diesen Wandel eigentlich richtig vorantreiben.“
Lieber etwas Gutes
Einen Wandel konnte Hannah allerdings auch schon im Zuge der Corona-Pandemie beobachten. Während viele Nachbarläden in der Moerser Altstadt auf ihre Waren warten mussten, konnte sie ganz einfach nachordern. „Mir und Anfenger hat Corona sogar einen Push gegeben“, sagt Hannah. Denn sie bemerkte ein Umdenken der Menschen: Es zählt nicht mehr so viel wie möglich im Kleiderschrank zu haben, sondern lieber etwas Gutes. „Ich sage immer, dass unsere Ware preiswert ist – sie ist ihren Preis wert“, sagt Hannah.
Hannahs „Made in Germany“
Denn „Made in Germany“ bedeutet für Hannah vor allem: „Faire Löhne und keine Kinderarbeit.“ Für sie ist es wichtig, sich davon regelmäßig selbst überzeugen zu können und dabei nicht auf andere angewiesen zu sein. „Anfenger steht für ein Familienunternehmen. Und zur Anfenger-Familie gehören eben auch Mitarbeiter und Kunden.“ Eine Großfamilie voller toller Menschen und Produkte!
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