Corona als Impuls für die Digitalisierung?

In Deutschland hat Corona das Homeoffice in vielen Firmen salonfähig gemacht. Doch kann eine fortschreitende Digitalisierung am Ende auch Arbeitsplätze kosten? Haben Deutsche Angst davor? liv.biz klärt auf.

16.03.2022 Lisa Müller 0 Kommentare 3 Likes
Wenn der Schreibtisch digital wird.

Wenn der Schreibtisch digital wird. Foto: Linus Mimietz – unsplash.com

Die Einschränkungen infolge der Pandemie haben die Digitalisierung zahlreicher Arbeitsplätze stark vorangetrieben. Während viele Arbeitnehmer 2020 erstmals mit dem Equipment ausgestattet wurden, das sie für die Arbeit von zu Hause brauchen, sind einige Firmen gleich zur Aufgabe eines Großteils ihrer Büroräume übergegangen. Sie stehen damit einer dauerhaften Heimarbeit offen gegenüber.

Gefährdet die Digitalisierung Arbeitsplätze?

Die Frage, die sich hier anschließt: Wird nach der Anwesenheit der Beschäftigten auch deren Arbeit bald vielleicht nicht mehr erforderlich sein? Die Antworten darauf bewegen die hochentwickelten Länder bereits seit Langem, doch die Pandemie hat auf die Ausgangslage starken Einfluss genommen. Die Anzahl an Prozessen, die seit Kontaktbeschränkung und massenhafter Quarantäne gezwungenermaßen digitalisiert wurden, wächst stetig. Nach gut zwei Jahren haben sich aus den neuen Erfordernissen ganze Geschäftsideen entwickelt – auch solche, die eben Arbeitsplätze überflüssig machen.

Deutsche machen sich keine Sorgen

Die Sorge um den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes hat jedoch die deutschen Arbeitnehmer scheinbar noch nicht erreicht. Laut einer internationalen Studie von Stepstone, The Network und der Boston Consulting Group während der Pandemie haben die Befragten aus dem DACH-Gebiet im Vergleich zu 187 anderen Ländern am seltensten angegeben, Grund für einen digitalisierungsbedingten Wegfall ihres Arbeitsplatzes zu sehen.

Die Studie zeige, so die Autoren, dass Deutschland naiv und blauäugig an das Thema Automatisierung herangehe. Es haben tatsächlich in Singapur mit 61 % mehr als doppelt so viele Studienteilnehmer Sorgen geäußert als in Deutschland, wo es nur 28 % waren.

Eine im November 2021 veröffentlichte Studie des ifo-Instituts sieht Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Es sei als Zulieferer und Abnehmer von Datenproduzenten bedeutsam, nicht jedoch bei der Umsetzung von digitalen Innovationen in Geschäftsmodelle.

Gründe für eine langsame Digitalisierung

Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ein zu enger Regulierungsrahmen für digitale Innovationen und Datenschutzbedenken Gründe für den langsamen Fortschritt der Digitalisierung sein könnten. Dass Deutschlands Datenschutzverordnung zu den strengsten der Welt gehört, bürdet den Unternehmen ohnehin bereits einiges auf und dürfte insbesondere vor dem Hintergrund einiger prominenter Verurteilungen für hinderliche Vorsicht verantwortlich sein.

Sind wir nun naiv oder haben wir einen realistischen Blick?

Kritisch zu hinterfragen ist allemal, ob die deutschen Arbeitnehmer das Thema Digitalisierung auf die leichte Schulter nehmen oder ob sie deren Entwicklung berechtigt entspannt betrachten – allein schon im Hinblick auf beispielsweise das Fehlen flächendeckend zuverlässigen Internets.

Die Zeit seit März 2020 hat der Bevölkerung zudem gezeigt, dass Deutschland weit davon entfernt ist, eine digitale Wirtschaftsmacht zu sein. Schließlich sind die öffentlichen Schulen seit Jahrzehnten ungebrochen analog fokussiert und selbst der einfache Behördengang erfordert vielerorts großen Zeitaufwand, da die meisten Formalien nicht digital organisiert werden können. Die ifo-Studie macht hierfür unter anderem eine unzureichende digitale Kompetenz in der öffentlichen Verwaltung verantwortlich.

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