„Business Attire“, „Business Casual“ oder „Smart Business“?
Dresscodes sind aus unserem beruflichen und auch privaten Alltag nicht wegzudenken. Doch welche Kleiderordnungen gibt es eigentlich und was bedeuten sie? Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende des Deutsche-Knigge-Gesellschaft e.V. und zertifizierte Trainerin der Knigge-Akademie, hat die Codes für liv.biz entschlüsselt.

Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende des Deutsche-Knigge-Gesellschaft e.V. Foto: Linda Kaiser/Giulio Coscia Fotografie
Warum gibt es Dresscodes überhaupt?
Dresscodes beschreiben, welche Kleidung für bestimmte Anlässe oder Lebenssituationen von der Gesellschaft als angemessen empfunden wird. Sie bilden daher in erster Linie die Erwartungshaltung und Erfahrung der Menschen ab, die soziale Kontakte pflegen. Ziel ist es hierbei, sich durch die Wahl der Kleidung optisch in eine Gruppe zu integrieren und so den Fokus auf den Anlass des Zusammentreffens zu verlagern. Fälschlicherweise werden Dresscodes jedoch oft als Mittel der Abgrenzung oder Einschränkung empfunden.
Welche verschiedenen Dresscodes gibt es im Arbeitsumfeld?
Von den insgesamt zehn offiziellen Dresscodes beschäftigen sich drei konkret mit dem Thema „Arbeitswelt“. Dies sind „Business Attire“, „Business Casual“ und „Smart Business“.
„Business Attire“ beschreibt den klassischen Anzug für den Herrn sowie Kostüm oder Hosenanzug für die Dame. Die Farben sind gedeckt von Dunkelgrau bis Dunkelblau in Kombination mit hellen Hemden oder Blusen. „Business Casual“ ist die aufgelockerte Variante der Business-Garderobe und zeichnet sich aus durch das Weglassen der Krawatte bis hin zur Kombination aus Sakko und dunkler Jeans. „Smart Business“ beschreibt eine hochwertigere, individuellere Anzugmode – beispielsweise ein Anzug mit Weste oder bei Damen hochwertige Tageskleider oder Designeranzüge.
Je nach Branche können zwei weitere Dresscodes aus dem privaten Bereich für die Arbeitswelt mit angewendet werden. Diese lauten „Mainstream Casual“ und „Smart Casual“. „Mainstream Casual“ beschreibt Kleidung, die wir im Privatleben tragen, wenn wir das häusliche Umfeld verlassen – also im weitesten Sinne Street Wear. „Smart Casual“ ist der angewandte Dresscode für private Feiern, wenn wir uns „schick“ machen. Darin enthalten sind beispielsweise farbige Anzüge und Hemden, Kombinationen, modische Kleider und Hose-Bluse-Variationen.
Wie haben sich Kleiderordnungen im Beruf mit der Zeit verändert?
Dresscodes verändern sich mit den Lebensgewohnheiten der Gesellschaft, von denen sie angewendet werden. Die starke Präsenz von verpflichtender Berufskleidung beispielsweise im Verkauf oder in der Gastronomie zeigt an, dass es den Menschen wichtig ist, die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Arbeitgeber oder Beruf sichtbar nach außen zu tragen. Dresscodes dienen dem gleichen Zweck, lassen aber mehr Individualität zu. Das Lebensgefühl im Berufsalltag wird in der Wahl der Kleidung sichtbar. Je fließender die Grenzen zwischen Berufswelt und Privatleben werden, desto mehr bequeme Privatkleidung bringen wir an den Arbeitsplatz mit.
Wieso unterscheiden sich die Kleiderordnungen teilweise von Arbeitgeber zu Arbeitgeber?
Kleidung ist ein gutes Mittel, einen bestimmten Eindruck beim Gegenüber zu erzeugen. Arbeitgeber nutzen diesen Effekt dafür aus, um ein bestimmtes Image in der Öffentlichkeit oder bei Kunden zu erzeugen. Die Vorgaben für betriebliche Kleiderordnungen werden deshalb anhand der strategischen Vorstellungen des Unternehmers oder der Unternehmerin festgelegt und sind für die Mitarbeitenden dann verbindlich.
Warum ist es wichtig, dass ich mich an die Kleiderordnung halte?
Im Berufsleben stellt die Kleidung einen maßgeblichen Teil der Außenwirkung dar, mit der man den Arbeitgeber repräsentiert. Mit einem einheitlichen Erscheinungsbild fördert man den Teamgeist nach innen und nach außen.
Im Privatleben hilft ein gewisses Maß an Anpassung dabei, dass man in seinem Umfeld positiv wahr- und aufgenommen wird.
Wie sollte ich meine Kleidung für ein Vorstellungsgespräch wählen?
Bei einem Vorstellungsgespräch möchte man durch Kompetenz nicht durch Kleidung überzeugen. Eine gute Wahl ist daher ein unauffälliges Outfit in gedeckten Farben und schlichter Schnittführung, sauber, intakt und gebügelt. Positiv ist es, wenn die Kleidung zum Stil des Unternehmens passt, bei dem man sich vorstellt. Eine persönliche Note kann mit einem Schmuckstück oder Accessoire gesetzt werden.
Wird es Dresscodes immer geben?
Dresscodes helfen dabei sich im sozialen Miteinander zu orientieren und ein Zugehörigkeitsgefühl zu begünstigen. Insbesondere die Vorurteile gegenüber den bestehenden Dresscodes zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der richtigen Kleidung für viele Menschen wichtig ist. Die Inhalte der Codes werden sich zugunsten veränderter Lebensgewohnheiten anpassen, aber die Idee des Dresscodes wird weiter bestehen bleiben.
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