Drohen Versorgungsengpässe durch Ukraine-Krieg?
Die Ukraine-Krise stellt Deutschland vor vielseitige Herausforderungen: Eine herausragende ist eine gesicherte Warenversorgung. liv.biz legt die aktuelle Problematik dar.

Ein LKW fährt auf einer Schnellstraße. Foto: m.mphoto – stock.adobe.com
Während die Folgen der Pandemiebekämpfung den internationalen Warenhandel weiter massiv beeinträchtigen, bricht bereits die nächste Krise über Europa herein: Der Krieg in der Ukraine treibt nicht nur viele Menschen in die Flucht aus dem Land, er zieht auch im Ausland lebende Ukrainer zurück in die Heimat, um diese zu verteidigen.
Das Problem Westeuropas
Ohne den Einsatz osteuropäischer Lastkraftfahrer droht der Warenverkehr zum Erliegen zu kommen. Aus sozial schwächeren Strukturen stammend, arbeiten osteuropäische Kräfte nicht nur für weniger Geld als der deutsche Durchschnittsarbeitnehmer, sondern auch häufig weit über die Belastungsgrenze hinaus. Damit tragen sie neben der ständigen Warenversorgung auch zu den von uns gewohnten, günstigen Preisen bei.
Die Europäische Ladungs-Verbund Internationaler Spediteure AG, kurz ELVIS, und der Mittelstandsverband Mittelstand.BVMW legen dar, dass die Mautdaten keine direkten Rückschlüsse auf den Anteil ukrainischer Fahrer am Kraftverkehr in Deutschland zuließen. Die Zahlen zur Fahrleistung polnischer LKW lassen aber eventuell eine grobe Abschätzung auf die der urkainischen Fahrer zu: Mit 17,5 % machen sie die Hälfte der Transporte aus, die von ausländischen Unternehmen übernommen werden. Insider gingen indes davon aus, dass sich derzeit etwa 100.000 ukrainische Fahrer in Polen aufhalten, deren Wegfall sich dramatisch auswirken könnte.
Was tun?
ELVIS sowie der Mittelstand.BVMW warnen daher vor einer Verschärfung des bereits herrschenden Fahrermangels und rufen alle Spediteure dazu auf, sich umgehend mit ihren Partner- und Subunternehmen zu einer Notfallplanung abzustimmen, um einen schwerwiegenden Kapazitätsengpass abmildern zu können. Doch auch bei der Politik sehen sie Handlungsbedarf und fordern, den Unternehmen zumindest vorübergehend ein höheres Maß an Flexibilität einzuräumen, um den neuen Herausforderungen möglichst konstruktiv begegnen zu können.
Damit müsste ein Ziel zeitweise kompromittiert werden: Das Mobilitätspaket Teil I soll den Straßentransport sicherer und effizienter machen und gleichsam die Grundlage für bessere Arbeitsbedingungen für die Kraftfahrer schaffen. Am 21. Februar 2022 frisch in Kraft getreten, stellt es den Sektor vor dem Hintergrund der zu befürchtenden Lieferengpässe vor zusätzlich erschwerte Bedingungen. Als problematisch erachtet die ELVIS AG insbesondere die Regelung, dass LKW nach spätestens acht Wochen nach Grenzüberfahrt wieder zurück in Deutschland sein müssen, selbst wenn sie im Ausland angemietet wurden.
Ist es in Ordnung, eine Verbesserung der Situation zugunsten der stabilen Warenversorgung zurückzustellen? Es bleibt abzuwarten, ob und wie schnell hier Maßnahmen ergriffen werden können.
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