Leifheit-CEO prophezeit: „gewaltiges Erdbeben“ im Handel
liv.biz hat Henner Rinsche, Geschäftsführer der Leifheit AG, zu Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie auf den Nonfood-Sektor gefragt und er hat geantwortet. Erfahren Sie im Interview welche Rohstoffe knapp sind, welche Preissteigerungen zu erwarten sind und welche Maßnahmen die Regierung ergreifen müsste.
3 Fragen an … Henner Rinsche
Von Jana Wilkens, Julia-Marie Schüßler und Jakob Seeber

Henner Rinsche, Geschäftsführer der Leifheit AG. Foto: Klaus Ohlenschläger
Die Knappheit an welchen Rohstoffen stellt aktuell eine Herausforderung für die Leifheit AG dar?
Praktisch alle relevanten Rohstoffe sind knapp geworden. Das Jahr 2022 wird für große Teile der Nonfood-Branche schwierig wie nie zuvor. Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg haben sich die Preise für Rohstoffe wie Stahl und Plastik, sowie die Kosten für Strom und Transport in einem Ausmaß vervielfacht, dass es ein gewaltiges Erdbeben geben wird und nicht mehr alle Lieferanten dem Handel zuverlässig liefern werden können. Das wird auch die Leifheit AG deutlich spüren. Wobei wir sicherlich durch unsere Produktion in Deutschland und anderen Standorten in der Europäischen Union womöglich besser als andere Lieferanten weiter unsere Handelskunden mit Ware werden versorgen können.
Muss der Endkonsument große Preissprünge befürchten? Könnte eine Preiserhöhung derzeit eine negative Auswirkung auf das Kaufverhalten haben?
Ja und Ja. Die Kostensteigerungen erreichen nach meiner Einschätzung ein Ausmaß, das wir in der Europäischen Union seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben. Das wird Verbraucherinnen und Verbrauchern zu mehr Sparsamkeit zwingen bei vermeidbaren Kosten wie Urlauben, Restaurantbesuchen, Mode etc. Die Warengruppen von Leifheit und Soehnle sind zum Glück relativ essentiell. Wenn in einem Haushalt zum Beispiel ein Bügelbrett kaputt geht, dann wird dieser Haushalt wahrscheinlich ein neues Bügelbrett kaufen, obwohl der Preis für Bügelbretter natürlich sehr stark durch den Preis für zum Beispiel Stahl, Strom und Transport beeinflusst wird.
Stichwort Inflation: Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit die Inflation wirksam aufgehalten werden kann?
Nach meiner persönlichen Meinung wird die Regierung bald erkennen, dass deutsche Unternehmen nur Arbeitsplätze halten und neu erschaffen können, wenn sie zu kompetitiven Kosten – gerade auch bei Energie – produzieren können. Frankreich baut Atomkraftwerke, Deutschland steigt gleichzeitig aus der Atomkraft und aus fossilen Energien aus. Die Regierung sollte die deutschen Unternehmen nicht als zu melkende und zu gängelnde Kühe betrachten, sondern als die Motoren für technologischen Fortschritt beim Klimaschutz und als Erschaffer und Finanziers von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen. Unser Wohlstand, unser Sozialsystem, unser gesellschaftlicher Fortschritt und unsere Sicherheit werden wir nur erhalten können, wenn die Regierung endlich die Standortbedingungen – zum Beispiel bei den Energiekosten, den Steuern und beim Bürokratieabbau – verbessert.
Sie wollen mehr über Henner Rinsche erfahren? Mehr Infos zum Leifheit-CEO finden Sie in seiner Vita bei liv.biz.
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