Haben technische Produkte eine geplante Lebensdauer? 

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Die Elektronikindustrie manipuliere absichtlich ihre Produkte, sodass sie nach bestimmter Zeit den Geist aufgeben. Ist das wirklich so? Und wenn ja, wie sieht ein realistischer Weg Richtung Nachhaltigkeit aus? Das erfahren Sie bei liv.biz. 

18.03.2022 Lisa Müller 0 Kommentare 2 Likes
Ein Handy wird wiederbelebt.

Ein Handy wird wiederbelebt. Foto: Bru-nO – pixabay.com

Für viele ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit die Idee einer Kreislaufwirtschaft. Hierbei basiert das wirtschaftliche Wachstum darauf, zuvor verwendete Komponenten durch hochentwickelte Recyclingstrukturen erneut zu nutzen. Die Vermutung, dass manche Produkte absichtlich nach Ablauf einer bestimmten Nutzungsdauer unbrauchbar werden, läuft diesem Gedanken aber völlig entgegen. Was ist dran am Hörensagen? 

Der Ursprung vorgrammierter Ausfalldaten 

Bereits in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts schlossen sich Glühbirnenhersteller zusammen, um Produktionsmodifikationen zu erarbeiten. Das Ziel: Die Lebensdauer von Glühbirnen auf ungefähr 1000 Stunden begrenzen. Warum? Um so einen nachfragestärkeren Markt zu gestalten und diesen unter sich aufzuteilen. Möglicherweise haben ebendiese Unternehmer den Grundstein für die geplante Funktionstüchtigkeitsbeschränkung gelegt, die der Elektroindustrie auch heute noch hartnäckig unterstellt wird. So sollen Kühlschränke vor 50 Jahren angeblich viel länger funktioniert haben. Dass die Hersteller ihre Produkte mit vorprogrammierten Ausfalldaten ausliefern, wird von vielen Verbrauchern geglaubt und kann gleichzeitig kaum nachgewiesen werden. 

Doch eines muss klar sein: Nach wie vor bestimmt die Nachfrage das Angebot. Und wo sie auf Qualität und Langlebigkeit beharrt, wird sich das Angebot darauf einstellen – dies nur als Einschub, der auf die grundlegenden Theorien über Marktmechanismen hinweisen soll. Diese Theorien spielten auch in der Vergangenheit eine große Rolle, insbesondere nach der industriellen Revolution und im Anrollen der größten Angebotspalette der Weltgeschichte. Wenn das Nachfragevolumen nicht zum Angebot passt, kann nachgeholfen werden. Zum Beispiel durch die Idee der geplanten Obsoleszenz in Form einer verkürzten Lebensdauer von Produkten. Werden diese nämlich von der Bevölkerung als lebensnotwendig wahrgenommen, ist der Umsatz in günstigem Zeitraum gesichert. 

Ressourcen sind nicht unendlich verfügbar 

Die Maschinerie des Kapitalismus sollte also angetrieben werden. Neben dem altbekannten Ansatz der Kaufkrafterhöhung entstanden jedoch auch Pläne, die im völligen Gegensatz zur heutigen Zeit die staatlich angeordnete Zerstörung von Produkten nach Ablauf eines definierten Nutzungszeitraumes vorsahen. Wie die meisten ökonomischen Modelle basierte auch dieses auf Annahmen, welche die Realität nicht immer vollständig erfüllen kann. In diesem Fall lag die Annahme der unbegrenzten Verfügbarkeit von Ressourcen zugrunde. Alles kein Problem in Zeiten moderaten Bevölkerungsausmaßes und -wachstums und die ideale Umgebung für das Erblühen einer prächtigen Wirtschaft mit all ihren Vorteilen. 

Leider beobachten wir mittlerweile nach einem langen und imposanten Anstieg der Faktoren Kapital und Arbeit, dass die Bereitstellung von Kapital die Ressourcen der Erde dermaßen aus dem Gleichgewicht zu bringen scheint, dass auch der Faktor Arbeit verstärkt gefährdet wird – durch Umweltkatastrophen, die wir gemäß den aktuellen Erkenntnissen den Folgen des industrie- und konsumgetriebenen Klimawandels zuschreiben und die die sichere Zukunft der nächsten Generationen gefährdet. Doch wie können wir weitermachen?

Kann uns die Kreislaufwirtschaft retten? 

Hier kommt der Kreislauf ins Spiel. In diesem soll nach dem Grundsatz „cradle to cradle“ (von der Wiege bis zur Wiege) sowie dem Prinzip der Abfalllosigkeit ein umweltgerechter Umgang mit Produkten verfolgt werden, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft zu gelangen, steht auch auf dem Plan der EU, die Grundlagen sind geschaffen. Problematisch ist, wie so oft, dass die Rettung der Welt eine Angelegenheit der ganzen Welt ist. Unzählige Menschen stehen in den Startlöchern, die von politischen Einschränkungen versperrt sind. Doch es gibt sie, die interessanten Initiativen und Fortschritte, über die wir Sie bei liv.biz regelmäßig auf dem Laufenden halten. 

Last but not least … 

… ein Schlussgedanke: Ein Ende des Abbaus von Ressourcen hätte zur Folge, dass wir theoretisch eine fixe Maximalmenge von Kapital erreichen müssen. Ab dieser kann das Wirtschaftswachstum dann nicht mehr steigen. Dadurch könnte unter ungünstigen Bedingungen aber auch Innovationskraft verloren gehen. Auch wenn diese Sorgen als langfristig erscheinen, sollten wir uns schon jetzt mit ihnen beschäftigen.  

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