Let’s influence

Influencer-Marketing ist längst nicht mehr sogenannten „Insta-Brands“ vorbehalten. Auch etablierte Marken aus dem stationären Handel setzen zunehmend auf die Bewerbung ihrer Produkte mittels Social-Media-Persönlichkeiten. liv.biz erklärt, was Influencer-Marketing ist und wie es funktioniert.

22.03.2022 Alexander Hahn 0 Kommentare 5 Likes
Eine Frau filmt sich mit dem Smartphone.

Eine Frau filmt sich mit dem Smartphone. Foto: Mateus Campos Felipe – unsplash.com

Es ist 1996, ich sitze um 19.45 Uhr auf der Couch und schaue GZSZ auf RTL, die Welt ist schön. Eine lustige Anekdote: Ich war damals sieben Jahre alt und konnte mir einfach nicht erklären, wieso die Soap-Macher an einem Dienstag schon wussten, was einen Tag später passiert. Die Vorschau war mir suspekt, umso weniger die Schauspieler. Ich glaubte sie zu kennen. Und um ehrlich zu sein: Das passiert mir heute noch manchmal. In Serien, aber auch auf Social Media. Hier folge ich sogenannten Influencern mit teilweise über zwei Millionen Followern. Sie nehmen mich mit in ihren Alltag, ja, ich bin sogar manchmal auf dem Klo live dabei. Und weil man immer und überall dabei ist, glaubt man diese Menschen zu kennen. Ab und zu rede ich sogar mit ihnen, also eigentlich mit dem Bildschirm meines Smartphones. Natürlich könnte ich ihnen auch Nachrichten schicken, mache ich aber nicht.

Wie funktioniert Influencer-Marketing?

Was hier passiert: Es wird Nähe aufgebaut, eine Bindung zur Community geschaffen. Mit Menschen wie mir entstehen dann parasoziale Beziehungen – der Fachbegriff für Beziehungen zwischen Konsumenten und prominenten oder gar fiktiven Persönlichkeiten. Die Interaktion ist weitestgehend einseitig, der Konsument glaubt aber, es sei anders. Wobei man hier anfügen muss: Influencer interagieren mit ihrer Community, wodurch der Eindruck natürlich verstärkt werden kann, dass man die Person genauer kennt.

Wir haben hier also eine Beziehung zwischen Konsument und Influencer, die durch die intimsten Einblicke seitens des prominenten Gesichtes gekennzeichnet ist und so für Vertrautheit bei der anderen Seite sorgt. Und hier kann man perfekt Werbung ansetzen. Die Vermittlung zwischen Influencern und Werbetreibenden übernehmen heute Agenturen, wie zum Beispiel Labs Management. Seit 2020 versteht sich Labs Management als Bindeglied zwischen mitunter großen Kooperationspartnern wie Zalando und Samsung sowie Persönlichkeiten aus dem Agentur-Portfolio. Und hier ist Labs Management eine Differenzierung besonders wichtig: „Wir verwenden den Begriff Content Creator*in und nicht Influencer. Meiner Meinung nach bildet diese Bezeichnung die Tätigkeiten von Personen, die sehr aktiv auf sozialen Medien sind, am besten ab. Jeden Tag produzieren sie Content für ihre Fans, ob in ihrer Instagram Story, mit Videos auf Tik Tok oder beim Hochladen von Bildern auf Instagram“, sagt Managing Director Lukas Kuntzsch-Kunow.

Was braucht ein Content Creator?

Content Creator bei Labs Management ist zum Beispiel @TWENTY4TIM, ein durchaus liebenswürdiger Anfang 20-Jähriger, der seine Follower wirklich überall mit hin nimmt – wie gesagt, sogar auf die Toilette. Authentischer geht es kaum. @TWENTY4TIM erfüllt damit schon einmal ein wichtiges Kriterium, das man bei Labs Management als Content Creator erfüllen sollte: „Mit Bildern allein überzeugt niemand dauerhaft eine wachsende Fan Base. Wichtig ist es, sich täglich in seiner Story zu äußern und Einblicke in das eigene Leben zu ermöglichen. Dabei bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, was privat bleiben soll und was mit der Commmunity geteilt wird“, sagt Kuntzsch-Kunow. Und dabei braucht man als Content Creator folgende Skills: „Kreativität, Offenheit und Disziplin“, sagt Kuntzsch-Kunow. Denn Content-Erstellung ist extrem zeitintensiv. So kümmern sich die Content Creator eben auch um ihre Community und beantworten Nachrichten. Aber entscheidend für den Erfolg ist auch: „Wichtige Kriterien sind für uns das Follower-Wachstum, das Verhältnis aus Follower*innen und Likes“, sagt Kuntzsch-Kunow.

Müssen es Millionen Follower sein?

Ein Unternehmen, das dies anders sieht, ist Yamuntu aus Hamburg. Seine Philosophie: Was man selbst gut findet, empfiehlt man ungefragt und völlig authentisch Freunden und Familie.

„Alle sprechen davon wie authentisch marktübliche Influencer sind, gegenüber dem Normalverbraucher werden diese jedoch durch große Summen dazu incentiviert, Produkte, die sie nicht selber gekauft haben, mit fremden Leuten zu teilen. Während Normalverbraucher die Produkte selber kaufen und mit ihrem engsten Freundeskreis teilen. Damit ist die Empfehlung aus dem privaten Kreis viel mehr wert als die eines Influencers“, sagt Woundioun Sissoko, Co-Founder und CEO von Yamuntu.

Bei Yamuntu braucht es keine vielen Follower, jede private Person mit einem öffentlichen und authentischen Instagram-oder Tik-Tok-Account kann hier ab 100 Followern loslegen. Via App erfährt das potentielle Testimonial, welche Produkte oder Jobs gerade beworben werden können und wie viel Cashback es beim Bewerben auf Social Media gibt. Dann kauft der Nutzer das Produkt selbst und teilt es mit seiner Community. „Die Höhe des Cashbacks ist für alle Nutzer gleich und richtet sich nach dem Partner und der Gesamtprovision, die dieser an uns auszahlt. Je nachdem wieviel Prozent der Partner uns eingesteht, wird der größte Teil davon an den User weitergetragen“, sagt Sissoko. Yamuntu erhält von den Partnern eine festgelegte Gesamtprovision zwischen 20 und 25 Prozent, die Hälfte davon wird an die Nutzer weitergeben. Somit bleiben dem Unternehmen 10 bis 15 Prozent.

Influencer-Marketing ergänzt die Werbelandschaft

Egal, ob viele oder wenige Follower: Im Vordergrund steht beim Influencer- oder auch Content-Creator-Marketing, die Nähe zu potentiellen Kunden und das dadurch erzeugte Vertrauen. Das überzeugt längst nicht mehr nur typische „Insta-Brands“, sagt Kuntzsch-Kunow. „Seit einigen Jahren nutzen zunehmend etablierte Brands aus dem stationären Handel die Vorteile des Influencer-Marketings. Auf Instagram und Tik Tok erreichen diese Unternehmen junge Zielgruppen, die andere Medienformen weniger stark nutzen als in der Vergangenheit. Dabei stehen neben Brand Building und Awareness auch Produktverkäufe im Vordergrund.“ Kuntzsch-Kunow ist davon überzeugt, dass diese Form des Marketings die Werbelandschaft ergänzt. „Sicherlich shiften einige Unternehmen ihre Marketingbudgets von anderen Werbeformen auf Social Media. Wir stellen außerdem fest, dass Influencer-Marketing kein ‚Beiwerk‘, sondern einen zentralen Bestandteil im Marketingmix darstellt“, sagt Kuntzsch-Kunow. Influencer-Marketing sollten zukünftig also alle Unternehmen auf dem Schirm haben.

In eigener Sache

Und nun noch einmal kurz zurück zu mir: Ich habe mich oben bereits vorgestellt. Neben Soaps und Instagram, stehe ich übrigens auch auf top-recherchierte Stories aus der Nonfood-Branche. Da das ja mit der Nähe so gut funktionieren soll: Stöbern Sie gerne weiter auf liv.biz und lesen Sie unsere weiteren Artikel zu den verschiedensten Themen und Sektoren.

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