Sharing is caring

Es muss nicht immer neu sein. Der Nachhaltigkeitsgedanke und die Corona-Pandemie haben zu einem Push des Gebrauchtwaren-Handels geführt, sagt Prof. Dr. Christian Rusche, Senior Economist des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

15.03.2022 Alexander Hahn 0 Kommentare 1 Likes

Airbnb setzt schon lange auf zeitbegrenztes Vermieten von Wohnungen, Car2go macht Gleiches mit Autos und selbst bei Tesla könnte das zukünftig eine Option sein – und zwar mit autonom fahrenden Elektroautos. All das passiert digital, via Apps oder Online-Plattformen. Der Verzicht auf eigenes Eigentum und das gemeinsame Nutzen von Gegenständen gegen Geld oder kostenlos mithilfe der digitalen Welt nennt sich Sharing Economy. Das funktioniert auch mit Alltagsgegenständen wie Spielzeug und Kleidung. In Deutschland sei das aber eher ein Nischenphänomen, sagt Dr. Christian Rusche, Senior Economist des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. „Entsprechende Plattformen gibt es durchaus. Doch, obwohl sie bereits seit mehreren Jahren aktiv sind, haben sie nicht die Bekanntheit von Airbnb oder Uber erreicht.“  

Eine Schreibmaschine, die das Wort

Eine Schreibmaschine, die das Wort „Sharing“ schreibt. Foto: Markus Winkler – unsplash.com

Sharing ist mehr

Doch Teilen kann man Alltagsgegenstände im weiter gefassten Sinne auch, wenn man sie gebraucht kauft. „Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit und die Corona-Einschränkungen beim Einzelhandel könnten auf den ersten Blick zu mehr Verzicht beim Neukauf geführt haben. Gegenstände länger zu nutzen und ungenutzte weiterzugeben, spart Ressourcen“, sagt Rusche. Entscheidend sei auch, dass während der Lockdowns der Kauf gebrauchter Gegenstände über Plattformen möglich war, während aufgrund von Lieferschwierigkeiten und Geschäftsschließungen diese Güter anderswo teilweise nicht zugänglich waren.  

Und ein Blick in die Statistik zeigt: Eine repräsentative Umfrage für das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie Ende des Jahres 2020 ergab, dass bereits rund die Hälfte der Deutschen gebrauchte Güter kauft. Die am häufigsten genutzten Plattformen waren unangefochten ebay oder ebay-Kleinanzeigen, die von 45 Prozent der Befragten beim Kauf von Gebrauchtem genutzt wurden. Flohmärkte und Garagenverkäufe wurden am zweithäufigsten angegeben. Verkauft wird auf der anderen Seite natürlich auch: 78 Prozent der Befragten gaben an, dies mindestens einmal im Jahr zu tun. Meistens geschieht das online. 

Gebraucht geht auch stationär

„Doch auch der stationäre Handel mit gebrauchten Gütern in Deutschland konnte profitieren“, sagt Rusche. Das untermauert auch das Statistische Bundesamt: 2019 wurde im Gebrauchtwaren-Handel (ohne Antiquitäten, antike Teppiche und Antiquariate) ein Umsatz von rund 860 Millionen Euro ohne Umsatzsteuer verzeichnet. 2020 wuchs der Umsatz um 2,2 Prozent und 2021 nach ersten Prognosen sogar um sieben Prozent jeweils im Vergleich zum Vorjahr. Wohingegen andere Nonfood-Bereiche im Einzelhandel zum Teil zweistellige Verluste verbuchen mussten, zu nennen sind hier unter anderem Kaufhäuser und die Unterhaltungselektronik. 

Pandemie und Nachhaltigkeit als Push

„Somit haben die Pandemie, aber auch Nachhaltigkeitsüberlegungen tatsächlich dazu geführt, dass vermehrt gebrauchte Güter auf die Einkaufsliste der Deutschen geraten sind“, sagt Rusche. Allerdings mit Einschränkungen: „Im Vergleich zum Nettoumsatz im Einzelhandel im Non-Food-Bereich von 373 Milliarden Euro im Jahr 2020 ist der Anteil jedoch noch gering. Dies bietet jedoch auch den Raum für hohes Wachstum in den kommenden Jahren.” Ob dies auch tatsächlich stattfinde, lohne einer weiteren Begutachtung. 

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