Shopping zwischen Pandemie und Inflation
2022 hält für Experten ein Konsumverhalten bereit, das sie so noch nicht gesehen haben. Im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 ist nun der stationäre Handel der große Gewinner, Pandemie-Warengruppen verabschieden sich in den Ruhestand. Das aktuelle GfK Consumer Panel fasst das erste Halbjahr 2022 zusammen.

Menschen gehen 2022 wieder raus und machen sich schick – das zeigt auch der Umsatz in entsprechenden Warengruppen. Foto: khimma – pixabay.com
Die deutsche Wirtschaft ist derzeit in einer kritischen Sandwich-Position – in einer Lage zwischen Pandemie, Krieg und Inflation. Und genau in diesem unsicheren Terrain bewegen sich auch Konsumentinnen und Konsumenten. Das GfK Consumer Panel gibt Aufschluss darüber, wie sich das Konsumverhalten in Deutschland zwischen diesen beiden Krisenlagen – auch in Bezug auf Nonfood – bisher verändert hat. Und so viel lässt sich vorab sagen: Eine solche Veränderung haben Experten schon lange nicht mehr gesehen.
Beim GfK Consumer Panel berichten 20.000 Privathaushalte kontinuierlich über ihren Nonfood-Konsum, sie geben also Auskunft darüber, welches Nonfood sie kaufen und wo sie dies tun. Die Haushalte werden repräsentativ ausgewählt, so kann das Shopperverhalten auf 40,5 Millionen Haushalte in Deutschland hochgerechnet werden. Die Erhebung wird jedes Halbjahr aktualisiert, für das erste Halbjahr 2022 ergeben sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 deutliche Unterschiede. Die Gründe: Corona-Pandemie und der lange Lockdown des stationären Handels in den ersten Monaten des Jahres 2021.
Stationär vs. online
Und so ergibt sich ein Wachstum, das GfK-Experten wie Christian Koch staunen lässt: „So was habe ich noch nie gesehen“. Der Nonfood-Markt wächst im ersten Halbjahr 2022 um fast 12 Prozent – eine Zahl, die aus dem starken stationären Handel resultiert. So wuchsen die Haushaltsausgaben vom ersten Halbjahr 2021 zum ersten Halbjahr 2022 von 89,1 auf 99,5 Milliarden Euro – für 71,6 Milliarden Euro wurde 2022 Nonfood im stationären Handel gekauft, 27,9 Milliarden Euro entfallen auf den E-Commerce. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2021 trumpfte der Online-Handel noch mit 39,3 Milliarden Euro auf, der stationäre mit 49,8 Milliarden Euro.

Der Nonfood-Markt wächst im 1. HJ 2022 um fast +12%. Bild: GFK Consumer Panel Nonfood 2.0
Gekauft wird stationär überall, nur nicht unbedingt im Lebensmitteleinzelhandel. „Die großen Verlierer im ersten Halbjahr 2022 sind Online und der LEH. Die Shopper geben dieses Jahr viel weniger Geld für Nonfood im LEH aus, hierfür wird vorwiegend der Fachhandel genutzt“, sagt Koch, Senior Manager bei GfK. Während der Textilfachhandel beispielsweise 152 Prozent, der Nonfood-Vollsortimenter rund 118 Prozent, der Einrichtungsfachhandel 73 Prozent und der Nonfood-Discount rund 74 Prozent gewinnt, verliert der LEH rund 18 Prozent als Vertriebskanal. Ein möglicher Grund: Der LEH war zu Zeiten des letztjährigen Corona-Lockdowns (neben Online) der einzige Kanal, in dem Nonfood gekauft werden konnte. Jetzt, wo der Fachhandel wieder zur Verfügung steht, wird dieser genutzt. Das verdeutlichen auch die Zahlen.

Die stationären Kanäle mit teilweise exorbitanten Wachstumsraten. Bild: GfK Panel Nonfood 2.0
Top- und Flop-Warengruppen
Gefragt sind jetzt vor allem Warengruppen, die zeitweise ausgedient hatten: „Der Bedarf an Warengruppen hat sich deutlich geändert. Pandemie-Warengruppen sind jetzt nicht mehr so gefragt“, sagt Koch. Jetzt en vouge: Fashion & Lifestyle (50 Prozent Ausgabensteigerung), Einrichten/Wohnen (rund 11 Prozent Ausgabensteigerung) und Elektro/Technik IT mit einem Plus von immerhin 1,2 Prozent. Bei Fashion & Lifestyle gewinnt Business-Kleidung wie Herren-Anzüge, Damen-Blusen und Röcke sowie Koffer und Reisetaschen. Bei Elektro sind es Öfen/Klima/Heizgeräte/-lüfter. Die sogenannten Pandemie-Warengruppen schauen in die Röhre: Hierzu gehören vor allem Fitnessgeräte, Puzzles, Büromöbel und Hörbücher. Denn: Menschen gehen jetzt wieder raus, machen sich schick und verbringen weniger Zeit in den eigenen vier Wänden.
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