Sind Apothekerpreise wirklich unverhältnismäßig?
Preissteigerungen sind aktuell in aller Munde, oftmals wird hier auch die Notwendigkeit infrage gestellt. Eine Berufsgruppe, die sich schon lange mit Diskussionen um den Preis herumschlagen muss, ist die der Apotheker. "Apothekerpreis" ist nämlich in der deutschen Sprache ein Synonym für einen unverhältnismäßig hohen Preis. liv.biz klärt in "Geschichten aus dem Einzelhandel", ob Apotheken wirklich so überteuert sind.

Sind Apothekerpreise grundsätzlich unverhältnismäßig? Foto: Mika Baumeister – unsplash.com
Ob es tatsächlich so ist oder nicht: Wer heutzutage in die Apotheke geht, macht sich auf höhere Preise gefasst. Es herrscht eine weit verbreitete Annahme in der deutschen Gesellschaft, dass man in Apotheken nur überteuerte Produkte zu kaufen bekommt. Unter dem Begriff „Apothekerpreis“ verstehen wir heute – auch laut Duden-Definition – einen unverhältnismäßig hohen Preis. Der Begriff ist negativ besetzt, auch der Duden schreibt: „Gebrauch: umgangssprachlich abwertend.“ Aber wieso ist das so? Ist es in Apotheken wirklich immer viel zu teuer? liv.biz ist dem Wort einmal auf den Grund gegangen.
Aus Genauigkeit wird Kriminalität
Zur Wortherkunft hat selbst die große weite Welt des Internets nur wenig zu sagen. Definitionen finden sich zuhauf, einen Ursprung kann man nur schwer ausmachen. Jedenfalls scheint schon einmal jemand vor uns auf die Idee gekommen zu sein, hiernach zu fragen. Im Forum „gutefrage.net“ lautet eine zwölf Jahre alte Antwort: „Die Erklärung ist ganz einfach und hat durchaus mit den ungewöhnlichen Preisendungen zu tun. In einer Zeit in der in den Apotheken noch Arzneien hergestellt wurden, wurden die Anteile einer Arznei immer auf das Gramm/Milligramm genau ausgewogen. Dadurch errechnen sich für die einzelnen eingesetzten Ingredenzien sehr krumme Beträge, die in der Summe zu recht eigenartigen Endbeträgen führten. Diese in einer Apotheke zu zahlenden Beträge waren also sehr genau. Diese damalige Genauigkeit wird in unserer Zeit falsch interpretiert und dem Apotheker als Geldschneiderrei ausgelegt“.
Demnach wurde die Genauigkeit von Apothekern einfach in Kriminalität umgedeutet. liv.biz hat bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte hinterfragt, diese konnte eine solche Wortherkunft weder bestätigen noch widerlegen.
So entstehen Apothekerpreise
Wie auch immer, Fakt ist: Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln müssen sich Apotheken an die bundesweit geltende Arzneimittelpreisverordnung halten. So kommt es, dass jedes rezeptpflichtige Arzneimittel in jeder Apotheke auch denselben Preis hat. „Den aber meist die Krankenkasse für ihre Versicherten übernimmt“, sagt Christian Splett, stellvertretender Pressesprecher der ABDA. Das Honorar eines Apothekers wird in diesem Fall also durch die Arzneimittelpreisverordnung festgelegt.
ABER: „Bei rezeptfreien Arzneimitteln müssen Apotheker den Preis individuell für die eigene Apotheke kalkulieren. Deshalb kann jedes rezeptfreie Arzneimittel in jeder Apotheke jeden Tag einen anderen Preis haben“, sagt Splett. Ausnahmen gibt es unter anderem bei verschreibungspflichtigen empfängnisverhütenden Mitteln bis zum vollendeten 22. Lebensjahr. Ansonsten gilt: Bei diesen Produkten entscheiden betriebswirtschaftliche und wettbewerbliche Aspekte über den Preis. Einkaufskonditionen, die abzuführende Mehrwertsteuer sowie Personal- und Sachkosten können hier eine Rolle spielen, aber auch die Konkurrenzsituation zu anderen Apotheken. Und so kommt es, dass uns vielleicht manche Preise zu hoch erscheinen im Vergleich zu anderen Apotheken oder gar Drogerien. Wie alles haben aber auch diese Preise ihren Grund.
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