Von Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Krieg
Nachhaltigkeit hat in der Vergangenheit in der Unternehmenswelt stark an Bedeutung gewonnen. Aber: „Seit den Kriegsereignissen stehen Nachhaltigkeit und Klimaschutz unter einem ganz anderen Stern“, sagt Dieter Niewierra, Pressesprecher von ClimatePartner – ein Unternehmen, das anderen Firmen hilft, im Klimaschutz aktiv zu werden.

Waldschutzprojekt in Pará, Brasilien. Foto: ClimatePartner/1056
Der Krieg in der Ukraine stellt die globale Wirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. In allen Unternehmen aus den verschiedensten Branchen rücken Problematiken in den Vordergrund, die nicht in wenigen Wochen oder Monaten gelöst werden können. Zumal bislang noch nicht einmal absehbar ist, welche Entwicklung hier noch kommen wird. Komplexe Strukturen wie Lieferketten sind beschädigt, Unternehmen sind damit beschäftigt, Alternativen zu finden. Und hieraus ergibt sich eine weitere große Herausforderung, nämlich für unsere Umwelt. Denn es wäre fatal, nun den Klimaschutz hinten rüber kippen zu lassen, sagt Dieter Niewierra, Pressesprecher von ClimatePartner. Denn: „Auch hier müssen Unternehmen aktiv werden, vertraute Gewissheiten hinter sich lassen und in Richtung einer Transformation hin weniger Emissionen gehen. Laut dem letzten Bericht des Weltklimarates IPCC sind wir hier fast schon zu spät.“
Was macht ClimatePartner?
ClimatePartner wurde 2006 von Moritz Lehmkuhl gegründet und hat heute über 400 Mitarbeiter in zehn Ländern. Die Idee des Münchner Unternehmens: Anderen Unternehmen helfen unter geltenden gesetzlichen Vorgaben im Klimaschutz aktiv zu werden. Wie? In dem ClimatePartner Emissionen berechnet, die Reduzierung anstößt und eine Kompensation unvermeidbarer CO2-Austöße durchführt.

Fünf Schritte im Klimaschutz. Foto: ClimatePartner
Wie werden Emissionen berechnet?
ClimatePartner berechnet für Unternehmen den C02-Fußabdruck. Dazu werden bei der Berechnung von Gebäudeemissionen Verbrauchswerte wie zum Beispiel Kilowattstunden herangezogen und in Emissionswerte umgerechnet. „Wir haben mit fast 5000 Kunden und über 15 Jahren Erfahrung selbst umfangreiche Daten gesammelt, die wir heranziehen können“, sagt Niewierra. Zusätzlich werden aber auch wissenschaftliche Emissionsdatenbanken verwendet. Das Wichtigste hierbei ist: Eine normierte Basis haben, damit die Werte in sich vergleichbar sind. Internationale Gremien geben hierzu Vorgaben, wie eine Emissionsberechnung zu erfolgen hat.
Bei Produkten beginnt die Berechnung bei den Rohstoffen, geht über die Verarbeitungskette, zu Verpackungsschritten und Logistik, bis hin zu dem Punkt, an dem das Produkt im Laden steht und vom Kunden schließlich verbraucht sowie entsorgt wird. Bei Unternehmen an sich berechnet man die Emissionswerte anders: Entscheidend sind hier zum Beispiel Energie, Mitarbeitermobilität oder Catering wie etwa in einer Kantine. Eine alternative Methode zur Berechnung von Verbrauchswerten basiert auf Ausgaben. „Hier wird die Buchhaltung angezapft“, sagt Niewierra. Das sei aber weniger aussagekräftig, weswegen ClimatePartner vorrangig auf Verbrauchsdaten zurückgreift.
Wie können Emissionen reduziert werden?
ClimatePartner zeigt Unternehmen auf Basis des erstellten CO2-Fußabdrucks auf, wo sie Emissionen reduzieren können. Diesen Prozess kann ClimatePartner aber nur anstoßen. „Reduzieren müssen die Unternehmen selbst, wir können nur Empfehlungen geben“, sagt Niewierra. So zeigt ClimatePartner seinen Kunden die Haupt-Emissiontreiber auf. „Das ist wie bei einer Zeugnisvergabe: Hier gibt es die Note 5, da musst du besser werden“, sagt Niewierra. In der Regel gibt es nach einem Jahr eine nächste Beurteilungsrunde, in der das Unternehmen berichten kann, was es bis dahin unternommen hat. „Wenn ich diese Zyklen immer wiederhole, wird der Anteil an reduzierten Emissionen immer größer“, sagt Niewierra.
Wie werden Emissionen kompensiert?
Es gibt aber auch unvermeidbare Emissionen. „Eine Produktion an sich kann einfach nicht klimaneutral sein, es fallen immer Emissionen an“, sagt Niewierra. Und hier erfolgt dann schließlich die Kompensation durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten. „Die sind eine Welt für sich“, sagt Niewierra. Denn hier muss ganz genau geschaut und sorgfältig ausgewählt werden. ClimatePartner hat Zugriff auf ein großes Portfolio an Projekten, die strenge Qualitätskriterien erfüllen müssen und standard-zertifiziert sind. In Zertifikaten wird genau angegeben, welche Menge an CO2 durch die Unterstützung eingespart wird. „Man muss sorgfältig vorgehen, weil die Kompensation eben nicht hier vor Ort stattfindet.“ ClimatePartner habe aber durchaus Leute vor Ort und hinzukommend werden die Projekte regelmäßig unabhängig kontrolliert.
Was bedeutet klimaneutral?
„Wir müssen kleinlich bei der Definition von ‚klimaneutral‘ sein, da der Begriff an sich nicht geschützt ist“, sagt Niewierra. Das Label „klimaneutral“ trägt keine Bewertung in sich. „Das Label zeigt, dass mit den Auswirkungen des Produktes umgegangen wird“, sagt Niewierra. Eine Herausforderung sei es, dass das auch in der Kommunikation an den Kunden herauskommt. „Man muss wahrhaftig bleiben“.
Bestandteil des Labels ist eine individuelle ID-Nummer, wahleise auch mit QR-Code ergänzt, auf den jeweiligen Produkten. Hierunter finden Endverbraucher dann genaue Informationen dazu, wie die Klimaneutralität zustande gekommen ist. „Eine zwingende Info ist: Worauf die bilanzielle Neutralität basiert“, sagt Niewierra. Denn ein Ausgleich der Emissionen bis zur bilanziellen Gleichheit muss bei als klimaneutral bezeichneten Produkten gegeben sein.
Ein Blick in die Zukunft
Wirtschaftlich gesehen ist die Kompensation billiger, als eine komplette Produktion umzustellen. „Aber die Frage nach Wirtschaftlichkeit darf eigentlich nicht gestellt werden“, sagt Niewierra. Denn wenn es einem Unternehmen nur darum gehe, habe das wenig mit Klimaschutz zu tun. Aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben durch die EU werden Unternehmen zukünftig auch vermehrt dazu verpflichtet werden, eine Klimaschutzberichterstattung abzugeben. Und spätestens dann werde die Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium für Investierbarkeit, für das Image eines Unternehmens, für Arbeitgeberattraktivität und Authentizität sein, sagt Niewierra.
Stichwort Ukraine-Krise und die unmittelbare Zukunft: „Im besten Fall setzen wir jetzt mehr auf den Ausbau von Erneuerbaren und Regenaritiven sowie Regionalität“, sagt Niewierra. Denn das Problem ist noch nicht gelöst, wir wissen nicht, wie lange es anhält und den Klimaschutz zu vernachlässigen, könnte weitreichende Folgen haben.
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