Wie Pappe das Zuhause revolutioniert
Bett, Schreibtisch, Regal – das alles und noch viel mehr gibt es bei ROOM IN A BOX aus einem simplen wie genialen Material: Wellpappe. Wie nachhaltig, stylisch und praktisch das ist, hat ROOM-IN-A-BOX-Gründer Gerald Dissen liv.biz im Interview verraten.
Interview mit dem Gründer von ROOM IN A BOX, Gerald Dissen
Von Julia-Marie Schüßler

Ein Schlafzimmer aus Wellpappe: stylisch und nachhaltig. Foto: ROOM IN A BOX
Nachhaltigkeit wird für alle Branchen immer wichtiger, so natürlich auch im Nonfood-Sektor. ROOM IN A BOX fertigt Möbel aus Wellpappe, die zu mindestens 70 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen, in Deutschland produziert werden und nicht zuletzt durch ein geringes Transportgewicht sehr klimafreundlich sind. Und obendrauf sehen sie auch noch stylisch aus. liv.biz hat mit dem Gründer Gerald Dissen über ein nachhaltiges Zuhause, zukünftige Innovationen und inspirierende Vorbilder gesprochen.
Möbel aus Wellpappe: Wie kommt man auf so eine geniale Idee?
2013 stolperte ich auf einer Nachhaltigkeitsmesse über einen Sessel aus Wellpappe. Ich war beeindruckt von der Stabilität und Anmutung des Möbelstücks und hatte direkt den Wunsch selbst Pappmöbel zu entwickeln. Eine kurze Marktanalyse zeigte, dass das Thema zu der Zeit kaum Aufmerksamkeit erhalten hatte. Zudem waren die leichten Pappmöbel ein Gegenentwurf zu sperrigen und schweren Möbeln, mit denen ich im Rahmen vieler Umzüge schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
Doch nicht jeder war so begeistert wie ich. Viele hatten meine Idee belächelt. Auf einer Party traf ich dann aber schließlich meinen Geschäftspartner Lionel, der sofort Feuer und Flamme war. Das war der Startschuss für ROOM IN A BOX.
Wie sieht für Sie ein nachhaltiges Zuhause aus?
Für mich fängt ein nachhaltiges Zuhause mit der Einrichtung an. Ich lege einen besonders hohen Wert auf Möbel, die aus natürlichen Materialien wie zum Beispiel Holz oder auch Wellpappe bestehen. Wichtig ist mir außerdem eine hohe Verarbeitungsqualität, damit die Möbel möglichst lange halten. Auch bei Textilien wie Bettwäsche oder Kleidung bevorzuge ich Produkte aus ökologischen Materialien wie Bio-Baumwolle. Heutzutage empfinde ich es als selbstverständlich, dass man seinen Strom von einem Ökoanbieter bezieht und darauf achtet möglichst wenig Strom zu verbrauchen, indem man sich für energieeffiziente Haushaltsgeräte und LED-Lampen entscheidet.
Bei anstehenden Neuanschaffungen stelle ich mir immer zuerst die Frage, ob ich die Gegenstände wirklich benötige. Gerne greife ich auf gebrauchte Produkte zurück oder leihe mir etwas von Freunden oder Verwandten, falls ich etwas nur vorübergehend brauche.
Beim Einkaufen von Lebensmitteln achte ich darauf, möglichst regionale Produkte zu kaufen und versuche so viel Plastik wie möglich einzusparen, indem ich beispielsweise frisches Obst und Gemüse unverpackt kaufe.

Einer der beiden Gründer von ROOM IN A BOX: Gerald Dissen. Foto: ROOM IN A BOX
Welche Produkte sind noch in Planung? Ist ein Zuhause fast gänzlich aus Pappe möglich?
Möglich ist es schon – allerdings ist das kein Ziel, das wir verfolgen. Es geht uns nicht darum, dass Menschen in einer Wohnung komplett aus Wellpappe leben. Vielmehr möchten wir nachhaltige Alternativen für das Interior anbieten, die hochwertig, preiswert und von eigener Ästhetik sind.
Letztes Jahr haben wir – passend zum Bett 2.0 – eine nachhaltige Matratze aus Naturlatex sowie Bio-Bettwäsche in unser Sortiment aufgenommen und sind damit zum ersten Mal von der Wellpappe abgewichen. Ohne zu viel zu verraten, können wir zumindest sagen: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns alternativen nachhaltigen Materialien abseits der Wellpappe widmen.
Eine bestimmt häufig gestellte Frage: Ist ein Bett aus Pappe nicht unbequem?
Absolut nicht! Jedes unserer Möbel wird als vollwertige Alternative zu einem herkömmlichen Möbel konzipiert und hergestellt – sie sind somit auch genauso bequem. Die gut durchdachten Stecksysteme und Strukturen, wie beispielsweise die spezielle Rautenstruktur beim Bett, sorgen für Stabilität und machen einen zusätzlichen Lattenrost obsolet. Da das Bett 2.0 selbst wie ein starrer Lattenrost wirkt, beeinträchtigt es die Liegeeigenschaften der Matratze – anders als die meisten Betten mit flexiblen Rosten – nicht negativ.
Wer inspiriert Sie?
Mein persönliches Vorbild ist der flämisch-belgische Maler, Architekt und Designer Henry van de Velde. Van de Velde war ein „Alleskünstler“. Er hat Bilder gemalt, Stühle, Schränke, Geschirr, Essbesteck und Zugbänke designt, das Logo der belgischen Staatsbahn entworfen und Häuser geplant. Während er Malerei tatsächlich studiert hatte, kam er zu Design und Architektur als Autodidakt. Aufgrund der nicht vorhandenen Ausbildung ging er mit großer Unvoreingenommenheit an sein Werk und kam auf diese Weise zu völlig neuen Betrachtungsweisen und neuartigen ungewohnten Lösungen.
Genau wie van de Velde haben Lionel und ich uns als unbedarfte Ökonomen mit keinerlei Vorkenntnissen in Design oder Architektur nicht davon abbringen lassen ein Unternehmen zu gründen, das Möbel entwickelt und vertreibt.
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